Wie
eine große silbrige Scheibe stand er hoch oben am Himmel, der gute alte Mond, und erhellte das kleine verschlafene Dorf, das malerisch
zwischen Hügeln eingebettet lag. Die Turmuhr schlug 3 x Bomm, Bomm, Bomm, als
der kleine Pascal erwachte und sich über die Helligkeit im Zimmer wunderte. Er
griff nach seinem Teddybären, der immer mit ihm im Bett schlafen durfte.
„Du,
Teddy“, flüsterte er dann in dessen Ohr „ist es wohl schon Zeit aufzustehen? Es
ist so hell. Denkst du, ich darf zu Mama ins Bett hinüber schleichen?“
Es
schien Pascal, als habe Teddy mit dem Kopf geschüttelt. Dann war es wohl doch
noch Nacht. Doch der Junge konnte nicht wieder einschlafen. Es war einfach zu
hell im Zimmer. Deshalb stand er auf und ging zum Fenster, um nachzuschauen,
was der Grund dafür war. Seinen Teddy hatte er dabei fest in seinem Arm.
Dem
Stoffbären fehlte ein Auge, doch das war nicht so schlimm, denn Mama hatte an
die Stelle einen silbernen Knopf genäht. Das machte den Teddy einzigartig. Er war
sowieso etwas Besonderes, fand Pascal.
Nachdem
der Junge eine Weile mit seinen nackten Füßen vor dem Fenster gestanden und den
Mond am Himmel beobachtet hatte, sagte er zu seinem Teddy:
„Warte,
ich drehe dich um. So, nun kannst du den Mond auch sehen. Weißt du, Teddy, wenn
ich abends in mein Zimmer komme und es ist dunkel, dann mache ich das Licht an
und Mama macht es wieder aus, wenn sie aus dem Zimmer geht …“
Der
Teddy hörte aufmerksam zu. Nach einer Weile sprach Pascal weiter: „Aber wer
macht eigentlich das Licht auf dem Mond an und wieder aus? Ich glaube nämlich,
jemand hat das vergessen.“
Da
war auch Teddy überfragt.
Plötzlich
drehte sich der Junge um, schmiss seinen Bären kurzerhand auf das Bett und
verkündete entschlossen: „Ich ziehe mich jetzt an und dann fahren wir hoch zum
Mond und machen das Licht aus und du kommst mit.“
Aber
das geht doch nicht, wird der Teddy erschrocken gedacht haben, dass ist doch
viel zu gefährlich. Doch er konnte Pascal leider nicht aufhalten, der dann auch
schon fragte: „Teddy, wir nehmen mein Rutsche-Auto, oder?“ Eine Antwort wartete er gar nicht ab.
Pascal
zog seine Schuhe an und nahm seine Jacke vom Haken. Dann schob er einen Hocker zum
Fenster, denn dort sollte die abenteuerliche Tour beginnen.
Genau
in dem Moment öffnete Pascals Mutter, die vom Schieben des Hockers wach
geworden war, die Zimmertür. Als sie ihren Sohn sah, rief sie erschrocken:
„Pascal, was machst du da? Schlafwandelst du?“
„Nein,
ich wollte zum Mond und das Licht ausmachen. Ich kann nämlich nicht mehr schlafen,
weil er so hell in mein Zimmer scheint. Jemand muss vergessen haben, das Licht
auf dem Mond zu löschen“, erklärte er seiner Mama.
„Na,
da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen. Weißt du, wie gefährlich es
ist, aus dem Fenster zu klettern? Nicht auszudenken!“, rief Mama entsetzt. „Komm
mal her, kleiner Mann.“ Schnell hob sie ihr
Kind von der Fensterbank herunter und sprach sehr ernst weiter: „Pascal, hör
zu. So etwas darfst du nicht noch einmal machen. Das musst du mir versprechen.
Stell dir bloß vor, was alles hätte passieren können. Du hättest aus dem
Fenster fallen und dir das Bein brechen können oder es wäre gar noch etwas viel
Schlimmeres passiert.“
Dies
alles hatte Pascal gar nicht bedacht.
Doch
wenn e r nicht zum Mond konnte, um das Licht
auszumachen, wer sollte es dann tun? Vielleicht Mama? Deshalb fragte er, als er
wieder in seinem Bett lag: „Mama, kannst d u zum
Mond gehen und das Licht ausmachen?“
„Nein“,
antwortete Mama etwas gereizt, „dass
kann ich leider nicht. Doch morgen nach dem Frühstück erkläre ich dir, wieso
der Mond hell ist. Aber jetzt wird zuerst einmal weiter geschlafen.“
Sie
gab Pascal einen Kuss auf die Stirn und sagte zum Teddy: „Pass bloß gut auf
meinen kleinen Jungen auf.“
Nachdem
Pascal aufgestanden war, musste er zunächst diese furchtbar bittere Medizin schlucken. Heute
klappte das ohne Widerworte, denn er wollte zügig frühstücken, damit Mama ihm
die Sache mit dem Mond erklären konnte.
Dann
war es endlich so weit.
„Der
Mond“, erklärte Mama, „hat gar kein eigenes Licht. Er ist ganz grau, hat hier
und da tiefe Mulden und auch kleine Berge. Doch es gibt kein Licht auf dem
Mond.“
„Doch,
Mama, es muss dort Licht geben“, beharrte der Junge. „Ich habe den Mond doch
ganz genau gesehen. Er war ganz hell – nicht grau.“
„Genau!
Er war ganz hell, aber nicht von sich aus. Man könnte sagen, dass die Sonne auf
dem Mond das Licht angemacht hat. Wenn die Sonne bei uns auf der Erde untergegangen
ist, fallen ihre Strahlen auf den Mond, den wir bei Vollmond als große Scheibe
am Himmel sehen und von dort aus fallen sie dann zurück zu uns auf die Erde. Dafür
gibt es ein schwieriges Wort - es heißt reflektieren. Und wir Menschen auf der
Erde denken dann, der Mond habe sein Licht angemacht. Und morgens, wenn die
Sonne bei uns auf der Erde wieder zu sehen ist, dann strahlt ihr Licht Richtung
Erde und nicht mehr Richtung Mond.“
Dann
stand Mama auf, denn sie hatte etwas vorbereitet. Sie hängte einen Luftballon
auf und dann schaltete sie das Licht in der Küche aus, so dass es dunkel wurde.
Danach nahm sie eine Taschenlampe zur Hand und leuchtete von unten den
Luftballon an. Im selben Moment erstrahlte er ganz hell. „Siehst du Pascal. Die
Taschenlampe ist die Sonne und der Ballon dort oben, dass soll der Mond sein.
Der Ballon kann auch nicht leuchten und dennoch ist er jetzt ganz hell.“
„Ach so ist das“, freute sich der Junge. „Das
ist ja pippi-einfach. Das hab ich verstanden.“
„Na,
da bin ich aber froh“, antwortete Mama und musste schmunzeln. „Und beim
nächsten Mal, da fragst du mich gleich und machst keine Experimente –
versprochen, mein kleiner Forscher?“
„Versprochen“,
antwortete Pascal.
„So
und jetzt ab in den Kindergarten“, ordnete Mama an „aber Zackzack!“
© Martina Pfannenschmidt, 2014