…waren Geschwister. Sie
lebten hoch oben in den Baumwipfeln. Ihre Eltern hatten ein Nest in einer
Astgabel gebaut. Das Nest hatte unten ein Loch, aus dem sie heraus- und auch
wieder hineinschlüpfen konnten. Ihre wunderbaren bauschigen Schwänze halfen
ihnen, wenn sie von Baum zu Baum sprangen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Milly, Billy und Molly
waren Eichhörnchen und sehr vorsichtige Tiere. Wenn sie über den Boden liefen,
bleiben sie immer wieder stehen, um sich aufzurichten. So hielten sie Ausschau
nach Tieren, vor denen sie sich in Acht nehmen mussten. Zum Beispiel Mader und
Bussarde.
Ebenso wie auch
Menschenkinder waren die drei Eichkätzchen tagsüber sehr aktiv. Nachts
schliefen sie dann müde in ihrem Nest. Bei Kälte kuschelten sie sich aneinander
und deckten sich mit ihren Schwänzen gegenseitig zu.
Jetzt war der Herbst
hereingebrochen. Es war kälter geworden. Morgens lag dicker Nebel über dem Wald
und das Laub begann sich zu verfärben.
Es wurde für die drei
Geschwister Zeit, Wintervorräte zu sammeln. Sie fraßen am liebsten Beeren,
Pilze, Obst und Knospen. Für den Winter legten sie sich Nüsse in ihre
Vorratskammer. Die befand sich unten an der Wurzel ihres Baumes. Sie scharrten
dann ein Loch, legten die gesammelten Nüsse hinein und scharrten es wieder zu.
Im Winter konnten sie sich dann hier bedienen – so wie die Menschen, die ihre
Wintervorräte im Keller lagern. Manchmal legten sie die Nüsse aber auch in
Baumhöhlen oder an die Wurzeln anderer Bäume. Dann war es gar nicht so einfach,
diese Verstecke im Winter wieder zu finden.
Heute war ein schöner
Herbsttag und Milly, Billy und Molly beschlossen, zu dem Bauernhof zu laufen,
da in dem Bauerngarten ein wunderschöner Nussbaum stand. So machten sie sich
auf den Weg, blieben zwischendurch stehen, um gleich darauf wieder flink, wie
Eichkätzchen nun mal sind, weiter zu laufen.
Milly verspürte ein
wenig Hunger und deshalb rief sie ihre Geschwister:
„Hallo, ihr zwei,
haltet einmal an. Dort drüben steht ein Brombeerstrauch. Wollen wir eine kleine
Rast machen und davon naschen?“
Das war eine gute Idee.
Die drei liefen Richtung Brombeerstrauch, als Milly plötzlich aufschrie:
„Aua, ich bin in einen Dorn getreten. O, das tut weh. Er steckt noch in meiner Pfote. Könnt ihr ihn bitte herausziehen?“
„Aua, ich bin in einen Dorn getreten. O, das tut weh. Er steckt noch in meiner Pfote. Könnt ihr ihn bitte herausziehen?“
„Mensch, Milly“, sagte
Molly. „Wie konnte das denn nur passieren. Du musst besser aufpassen.“
Ganz vorsichtig
entfernte Molly den Dorn. Nachdem sie sich gestärkt hatten, ging die Reise
weiter. Etwas langsamer, denn Milly humpelte ein klein wenig. Bald drauf waren
sie am Bauernhaus angekommen.
Auf dem Hof standen ein
Traktor und ein riesiger Kastanienbaum. Vorsichtig näherten sie sich. Milly und
Billy liefen zum Nussbaum, sammelten die Nüsse und versteckten sie in ihren
Wangen.
Molly hatte etwas
anderes entdeckt. Durch das Terrassenfenster hatte sie eine Schüssel mit Nüssen
gesehen. Da wollte sie hinlaufen und sich welche stibitzen. Sie rannte los und
knallte mit voller Wucht gegen die Scheibe. Die beiden Geschwister wurden durch
den Knall aufgeschreckt, liefen sofort zu ihr und fanden Molly jammernd vor der
Tür.
„Was ist passiert?“, erkundigte sich Billy.
„Manno, ich hab gedacht die Tür steht offen und da wollte ich mir die Nüsse da aus der Schüssel holen“, klagte sie.
„Manno, ich hab gedacht die Tür steht offen und da wollte ich mir die Nüsse da aus der Schüssel holen“, klagte sie.
„Das geschieht dir
recht“, meinte Milly. „Man stiehlt doch den Menschen nicht die Nüsse aus ihrer
Wohnung. Hier sind doch wohl noch genug für uns. Hör auf zu jammern. Hast
selbst schuld.“
Mitleid klang irgendwie
anders. Aber so ganz Unrecht hatte Milly ja nicht und deshalb sagte Molly auch
nichts mehr. Sie dachte nur an das Sprichwort der Menschen: Alle guten Dinge
sind drei. Hoffentlich passierte nicht noch ein Malheur.
Ihre Wangen saßen voll
mit Nüssen und so wollten sie sich wieder auf den Heimweg machen. Die drei
huschten über den Hof des Bauernhauses. Sie blieben unter dem Kastanienbaum
stehen, um sich umzuschauen, als das Unglück seinen Lauf nahm. Genau in dem
Moment löste sich eine Kastanie und fiel direkt auf den Kopf von Billy.
Billy fiel um. Am Kopf
bildete sich schlagartig eine dicke, dicke Beule. Milly und Molly stürzten zu
ihm.
„Billy, wach auf“,
riefen sie gleichzeitig. „Billy, schläfst du?“ Sie rüttelten an ihm, aber Billy
rührte sich nicht.
Da öffnete sich die Haustür. Der kleine Pascal trat
auf den Hof und entdeckte die drei. Er wunderte sich über das Bild, das sich
ihm bot. Das musste er sich aus der Nähe anschauen.
Vorsichtig, um die drei nicht zu erschrecken, kam er näher. Dann fragte er leise, was denn geschehen sei.
Vorsichtig, um die drei nicht zu erschrecken, kam er näher. Dann fragte er leise, was denn geschehen sei.
Milly und Molly kannten
Menschen. Sie waren oft im Park und wussten, dass Menschen nett zu Eichhörnchen
waren. Ein Mann hatte sie als „putzig“ bezeichnet und sie mit Erdnüssen
gefüttert. Also hatten sie keine Angst vor Pascal und erzählten ihm, was
geschehen war.
„Ich habe zum
Geburtstag einen Arztkoffer geschenkt bekommen“, berichtete Pascal. „Ich laufe
gerade in mein Zimmer und hole ihn. Dann kann ich Billy untersuchen und mit dem
Stethoskop abhören. Vielleicht lebt er ja gar nicht mehr.“
Die beiden Schwestern
bekamen einen gehörigen Schreck. Wie sollten sie das alles nur ihren Eltern
erklären, die sie zur Aufmerksamkeit erzogen hatten.
„Billy“, rief Molly. „Billy, bitte wach wieder
auf.“
Pascal kam mit seinem Arztkoffer angerannt. Er steckte sich das Stethoskop in die Ohren und begann mit der Untersuchung.
Pascal kam mit seinem Arztkoffer angerannt. Er steckte sich das Stethoskop in die Ohren und begann mit der Untersuchung.
„Entwarnung“, sagte er.
„Billy lebt. Ich kann sein Herz hören.“
„Gott sei Dank“, riefen die beiden Schwestern.
„Ich werde Billy jetzt einen Verband machen. Dann frage ich meine Eltern, ob ich ihn zurück in den Wald tragen darf“, schlug Pascal vor.
„Ich werde Billy jetzt einen Verband machen. Dann frage ich meine Eltern, ob ich ihn zurück in den Wald tragen darf“, schlug Pascal vor.
Das war eine sehr gute
Idee. Pascals Vater begleitete die kleine Truppe und mitten im Wald schlug
Billy die Augen wieder auf.
„Autsch“, sagte er.
„Mein Kopf tut weh. Was ist denn nur geschehen und wer bist Du?“
„Ich bin Pascal und
bringe dich zurück in den Wald. Milly und Molly werden dir später erzählen, was
geschehen ist. Ich bin nur froh, dass du jetzt wieder wach bist“, erklärte
Pascal die Situation.
An ihrem Baum
angekommen verabschiedeten sich die drei von Pascal und seinem Vater. Sie
bedankten sich bei den beiden und kletterten auf ihren Baum. Dort hatten sie
ihren Eltern ebensoviel zu erzählen, wie Pascal am nächsten Tag den anderen
Kindern in seinem Kindergarten.
© Martina Pfannenschmidt, 2014